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Klettern rund um die Neue Reutlinger Hütte

Historische Routen und neue Möglichkeiten

 

An den Gipfeln und Wänden rund um die Neue Reutlinger Hütte gibt es mehrere interessante Klettermöglichkeiten in gutgriffigem Gneis. Von Bedeutung sind folgende Gebiete:

  1. Pflunspitzen (2912 m)
  2. Reutlinger Wand (ca. 2500 m)
  3. Reutlinger Turm (2606 m) und Südgrat der Östlichen Eisenstaltspitze (2753 m)

Die Gebiete „Pflunspitzen“ und „Reutlinger Wand“ werden im Folgenden näher beschrieben. Zu den Möglichkeiten am Reutlinger Turm liegen uns derzeit nur wenige aktuellen Informationen vor.

1. Pflunspitzen (2912 m)

Es handelt sich hier um lange, alpin sehr anspruchsvolle Routen, deren Verlauf nicht immer offensichtlich ist. Die Felsqualität ist alles in allem zwar nicht schlecht, allerdings sind die Routen nicht „abgeklettert“, so dass sich noch einiges loses Gestein in den Wänden befindet. Vereinzelt stecken Schlaghaken, wobei diese überwiegend recht alt sind. Anders als in vergleichbaren Granit-Klettergebieten lassen sich die Routen im Gneis der Pflunspitzen weniger gut mit Klemmkeilen und Cams absichern. Wiederholer sollten also ausreichend alpine Erfahrung mitbringen und den angegebenen Schwierigkeitsgrad absolut sicher klettern können. Direkt nach Regenfällen sollte man nicht in die Westwand einsteigen, da sie im unteren Teil nur langsam abtrocknet. Aufgrund der Schneesituation im Zustieg zur Hütte und zur Wand empfiehlt sich das Klettern an den Pflunspitzen erst ab Juli.

Zustieg

Man erreicht die Wand von der Hütte in ca. 45 min. Zunächst ca. 100 m dem Wanderweg Richtung Konstanzer Hütte folgen, bis man nach links in flaches, wegloses Gelände abzweigen kann (Steinmänner). Vorbei an einem kleinen See und weiter Richtung Pflunspitzen. Einzelnen Steinmännern folgend in den Schuttkessel unterhalb der Wand queren und weiter weglos zur Wand aufsteigen.

Abstieg

Vom Hauptgipfel über den Normalweg entlang des Südgrates (R 511). Trittspuren und Steinmänner vorhanden. Orientierung dennoch nicht ganz einfach. Im Bereich des Hauptgipfels kurz exponiert abklettern (2. Grad), danach 1. Grad und Gehgeländen. Achtung: Nicht zu früh in die Schuttrinnen absteigen, sondern dem Südgrat folgen, bis er in flacheres Blockgelände übergeht. Von dort zurück in den Schuttkessel unterhalb der Westwand.

Vom Nordgipfel in die Scharte zwischen Nordgipfel und Hauptgipfel abklettern (1 und 2). Von dort nach Osten in eine Rinne absteigen (1 und 2) und in einer weiten Linksschleife zurück unter die Westwand.

Kletterführer für die Pflunspitzen

Folgende Führer kommen infrage (die Informationen sind im Wesentlichen die gleichen):

  • Kletterführer Alpin „Vorarlberg“, Panico Alpinverlag
  • Alpenvereinsführer „Verwallgruppe“, Bergverlag Rother

In beiden Führern sind die Beschreibungen z. T. nicht mehr aktuell bzw. zeitgemäß. Die Orientierung anhand der nicht ganz präzisen Topos ist herausfordernd. R 520 und R 521 werden nur im AV-Führer näher beschrieben.

Kletter-Routen an der Westseite der Pflunspitzen – von links nach rechts

Nordgipfel „Südwestgrat“ (R 523)
Erstbegehung: T. Hiebeler, F. Filgertshofer 1951
Kletterlänge: ca. 500 m
Schwierigkeit: meist 3 und 4, Stellen 5

Hauptgipfel „Via Katrin“ (R 521)
Erstbegehung: L. Brunner, W. Rieger 1986
Kletterlänge: ca. 280 m
Schwierigkeit: 6

Vermutlich kaum Wiederholungen. Zugang über steile Firnrinne. Steigeisen oder Pickel zum Stufenschlagen empfehlenswert.
Weitere Infos finden sich im AV-Führer.

Vorgipfel Westwand „Rolling Stones“
Erstbegehung: Florian Storkenmaier, Andreas Lindner 2019
Topo-Skizze "Rolling Stones" als PDF (174 KB)
Kletterlänge: ca. 345 m
Schwierigkeit: 6+

Anspruchsvolle, neue Tradroute. Der Einstieg befindet sich am Pfeiler links des Vorbaus, von welchem die Routen „R 520“ und „Westwandpfeiler“ starten. „Rolling Stones“ kreuzt „R 520“ nach den ersten drei Seillängen und läuft später mit der Route „Westwandpfeiler“ zusammen, wobei im oberen, leichteren Wandteil verschiedenen Varianten möglich sind.

Vorgipfel Westwand „Westwandpfeiler“
Erstbegehung: Michaela Schuster, Fritz Miller, Hermann Böttcher 2018/19
Topo "Westwandpfeiler" als PDF (124 KB)

Kletterlänge: ca. 355 m
Schwierigkeit: 5

Einstieg dieser neuen Route im klassischen Stil ist auf dem markanten Vorbau rechts unterhalb der großen Firnrinne, gemeinsam mit dem Start der „Direkten Westwand“ des Hauptgipfels (AV-Führer, R 520). Eine lange Seillänge führt zum großen Grasband, von welchem man den Pfeiler anklettert, der links der „90-Meter-Verschneidung“ der „Direkten Westwand“ des Vorgipfels (AV-Führer, R 519) verläuft. Im Anschluss an den Pfeiler laufen die beiden Routen kurz zusammen. Im oberen Wandbereich verläuft die Linie in der großen Platte links der „Bilderbuchverschneidung“ der „Direkten Westwand“ des Vorgipfels. Hier sind diverse Varianten möglich.
Nach einer Säuberungsaktion im Jahr 2018 ist die Felsqualität überwiegend gut, wie in den anderen Routen auch muss dennoch vorsichtig geklettert werden. Die bei der Erstbegehung verwendeten Haken wurden belassen. Die Route sollte damit gut nachvollziehbar sein und bietet sich als etwas anspruchsvollere Alternative zur „Direkten Westwand“ des Vorgipfels an.

Empfohlenes Material:

  • Doppelseile 60 m
  • Rocks 3–9
  • Cams #0.3–3, Cam #0.75–2 doppelt
  • Hammer + 2–3 dünne Hartstahlhaken Typ Knifeblade
  • 9 Exen, davon 2 x 60 cm
  • Schlingen + Kevlar-Reepschnur für Standplatzbau

Hauptgipfel „Direkte Westwand“ (AV-Führer, R 520) bzw. „Westwand“ (Panico)
Kletterlänge: ca. 350 m
Schwierigkeit: angeblich 4, wahrscheinlich aber schwerer, zumindest in der ersten Seillänge.

Vermutlich wenig Wiederholungen. Hammer und Haken empfehlenswert.
Weitere Infos finden sich im AV-Führer.

Vorgipfel „Direkte Westwand“ (AV-Führer, R 519) bzw. Hauptgipfel „Direkte Westwand“ (Panico)
Erstbegehung: T. Hiebeler, F. Filgertshofer 1951

Kletterlänge: ca. 480 m
Schwierigkeit: 5

Diese lohnende aber für den Grad auch sehr anspruchsvolle Route wird öfters wiederholt. Die Orientierung ist nicht ganz einfach und es sind diverse Varianten möglich. Stände müssen meist selbst eingerichtet werden.

Am Grasband nach der zweiten Seillänge muss man sich, anders als im Topo dargestellt, gleich links halten, um die „90-Meter-Verschneidung“ zu erreichen.

Empfohlenes Material:

  • Doppelseile 50 m
  • Rocks 3-10
  • Cams #0.3-2
  • Hammer + 2-3 dünne Hartstahlhaken Typ Knifeblade
  • 7 Exen
  • diverse Schlingen + Kevlar-Reepschnur für Standplatzbau

Vorgipfel „Südwestkante“ (R 518)
Erstbegehung: T. Hiebeler, U. Wyss 1951

Kletterlänge: ca. 520 m
Schwierigkeit: meist 3 und 4, Stellen 5-

Südgipfel „Südwestgrat“ (R516)
Erstbegehung: T. Hiebeler, F. Filgertshofer 1951

Kletterlänge: ca. 420 m
Schwierigkeit: meist 3 und 4, Stellen 5-

2. Reutlinger Wand (ca. 2500 m)

Von der Sektion Reutlingen von 2018 bis 2020 neu erschlossenes Gebiet mit interessanten Klettermöglichkeiten ganz in der Nähe der Neuen Reutlinger Hütte. Das Gebiet „Reutlinger Wand“ befindet sich westlich der Hütte, am südwestlichen, unbenannten Ausläufer der Östlichen Eisentaler Spitze. Die breite, stark gegliederte Wand bietet gute und vielseitige Klettermöglichkeiten an griffigem, meist festem Gneis. Man erreicht sie von der Hütte ohne Schwierigkeiten, zunächst dem Weg Richtung Silbertal folgend, in wenigen Minuten. Dank der südseitigen Exposition und der guten Abstiegs- und Rückzugsmöglichkeiten ist das Klettern hier auch bei wechselhaftem oder kühlem Wetter gut möglich. Der Abstieg zur Hütte ist unschwierig und dauert nur ca. 10 Minuten. Aus Naturschutzgründen bitten wir darum, an der „Reutlinger Wand“ erst ab dem 1. Juli zu klettern. Weitere Erstbegehungen müssen vom Land Vorarlberg genehmigt werden und dürfen deshalb nicht ohne Abstimmung mit der Sektion Reutlingen erfolgen.

 

Sektor Übungsrouten

Es handelt sich hier um den rechtesten Teil der Reutlinger Wand, den man sehr schnell erreicht (Gehzeit nur ca. 5 min). Die Übungsrouten sind anfängerfreundlich und ideal für Ausbildungszwecke. Stände (jeweils 2 BH) und Zwischenhaken sind gebohrt, weitere Absicherung mit Klemmkeilen und Cams.

Topo "Übungsrouten" als PDF (71 KB)

  • Linke Route: „Homo Faber“, 3 SL bis 4, EB: Markus Knobelspies, Arnold Kaltwasser 2018
  • Mittlere Route: „Hüttenverschneidung“, 3 SL bis 4+, EB: Arnold Kaltwasser, Hans-Peter Müller 2018
  • Rechte Route: „So ischs halt worda“, 3 SL bis 4-, EB: Claudia Herr, Markus Knobelspies 2019

Empfohlenes Material für die Routen im Übungssektor:

  • Einfachsseil 50 oder 60 m
  • Rocks 3–9, Cams #0.3–2
  • 7 Exen sowie mehrere Schlingen, zusätzliche Karabiner usw.

 

Sektor Silbertalblick

Der Sektor Silbertalblick ist der steile Wandbereich zwischen dem Sektor „Übungsrouten“ und dem „Reutlinger Grätle“. Man erreicht diesen Sektor in ca. 10 min.

Neben der namensgebenden Route finden sich hier zwei Projekte von Arnold Kaltwasser, die noch nicht fertiggestellt werden konnten. Im aktuellen Übersichtsbild markieren drei Pfeile die Einstiege. Die Route Silbertalblick startet beim mittleren Pfeil.

 

Silbertalblick 85 m, 6-
EB: Arnold Kaltwasser, Alexander Schlee, Markus Koch, Fritz Miller 2019, 2020
Topo Sektor "Silbertalblick" als PDF (134KB)

Eine etwas kürzere, dennoch sehr schöne, teils selbst abzusichernde Route. Stände und wichtige Zwischenhaken sind gebohrt, zusätzlich werden Keile und Cams benötigt. Mit einem 60-m-Seil kann bequem über die Route abgeseilt werden, genauso ist ein Fußabstieg zur Hütte möglich.

 

Empfohlenes Material für die Route „Silbertalblick“:

  • Einfachseil 50 oder 60 m
  • Cams #0.3–1
  • Klemmkeile (mittlere Größen)
  • 8 Exen

 

Sektor Hagel und Granaten

Die Routen im Sektor Hagel und Granaten sind für ihren Schwierigkeitsgrad durchaus anspruchsvoll und richten sich an fortgeschrittene Kletterer. Man erreicht die Routen in diesem Sektor in ca. 10 min.

Routen von links nach rechts:
 
Hagel und Granaten 185 m, 5 (plus 55 m, 1-2)
EB: Michaela Schuster, Fritz Miller 2018
Topo Route "Hagel und Granaten" als PDF (153 KB)

Sehr schöne, teils selbst abzusichernde Route. Stände und wichtige Zwischenhaken sind gebohrt, zusätzlich werden Keile und Cams bis Camalot Gr. 3 benötigt. Größere Abstände zwischen den Sicherungen verlangen einen routinierten Vorsteiger. Etwas schwieriger aber ebenfalls sehr lohend ist die „Captain-Haddock-Variante“, die in der großen Platte des oberen Wandteils rechts abzweigt. Ausstieg jeweils übers „Reutlinger Grätle“.

Empfohlenes Material für die Route „Hagel und Granaten“:

  • Einfachseil 50 oder 60 m
  • Rocks 2–9, Cams #0.3–3, #0.4–0.75 evtl. doppelt
  • 8 Exen sowie mehrere Schlingen, zusätzliche Karabiner usw.

Reutlinger Grätle, 210 m, 3+ (Bild 8)
EB: Hans-Peter Müller, Arnold Kaltwasser 2018
Topo und Beschreibung "Reutlinger Grätle" als PDF (389 KB)

Schöne Gratkletterei an griffigem, weitestgehend festem Fels. Die Stände sind mit jeweils zwei Bohrhaken eingerichtet, Zwischensicherungen müssen – abgesehen von der letzten Seillänge – selbst angebracht werden.

Empfohlenes Material für die Route „Reutlinger Grätle“:

  • Einfachsseil 50 oder 60 m
  • Cams #0.3–3
  • 3–5 Exen sowie mehrere Schlingen, zusätzliche Karabiner usw.

Sektor Steinadler

Der Sektor „Steinadler“ schließt sich an den Sektor „Hagel und Granaten“ an und kann von der Hütte nicht eingesehen werden. Hier finden sich die beiden anspruchsvollsten Routen der Reutlinger Wand. Zustieg ca. 15 min.

Routen von links nach rechts:

Pumpernickel, 200 m, 7+/8-
EB: Fabian Hagenauer, Korbinian Grünauer 2019
Route vollständig eingerichtet: Fritz Miller, Hannes Neubert 2020

Topo Sektor "Pumpernickel" als PDF (149 KB)

Ein weiterer Leckerbissen: „Pumpernickel“ ist die härteste Route der Reutlinger Wand, wobei die Schwierigkeiten lediglich von einer kurzen Passage der Kategorie „ziag odr fliag“ herrühren. Der überwiegende Teil der Route ist vergleichsweise einfach! Die Erstbegehung erfolgte 2019 mit einem Minimum an fixem Material. 2020 wurde die Route etwas entschärft. Nach wie vor sind die Hakenabstände im leichteren Gelände recht groß, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: Dank des festen und rauen Gesteins lassen sich diese Abschnitte gut kontrollieren!

Empfohlenes Material für die Route „Pumpernickel“:

  • Einfachseil
  • Cams #0.2–0.75
  • 7 Exen (teilweise lang)

Steinadler, 165 m, 6+/7- (plus 55 m, 1-2)
EB: Fritz Miller, Markus Koch 2018, rechte Variante der 4. SL + weitere Haken: Fritz Miller, Arnold Kaltwasser 2019
Topo Sektor "Steinadler" als PDF (367 KB)

Die Route „Steinadler“ bietet spannende Plattenkletterei, gewürzt mit mehreren Steilaufschwüngen. Die Stände und wichtige Zwischenhaken sind gebohrt. Zur weiteren Absicherung sind Keile und Cams erforderlich (kleine Cams am besten doppelt). Im leichteren Gelände dennoch teils größere Abstände zwischen den Sicherungspunkten. Der originale Verlauf der 4. SL ist etwas heikel, weshalb nachträglich eine leichtere und sicherer Variante eingerichtet wurde (rechte Variante, 5+). Ausstieg übers „Reutlinger Grätle“.
 
Empfohlenes Material für die Route „Steinadler“:

  • Einfachseil 60 m oder Doppelseile 50 oder 60 m
  • Rocks 3–9, Cams #0.3–2, zusätzlich ein paar Micro-Cams wie z. B. „Aliens“ empfehlenswert
  • 10 Exen sowie mehrere Schlingen, zusätzliche Karabiner usw.

 

3. Reutlinger Turm (2606 m) und Südgrat der Östlichen Eisenstaltspitze (2753 m)

Der Reutlinger Turm, ein großer, markanter Turm am Südgrat der Östlichen Eisentaler Spitze, wird gegenwärtig wahrscheinlich nur wenig besucht. Information finden sich im Alpenvereinsführer „Verwallgruppe“, Bergverlag Rother, sowie in der folgenden Beschreibung des Südgrats der Östlichen Eisentaler Spitze.

Östliche Eisentaler Spitze Südgrat

Lohnende Gratkletterei, welche die Überschreitung des Reutlinger Turms beinhaltet. Es gibt verschiedene Varianten dieser Tour. Eine beschreibung des Routenverlaufs mit einem Übersichtsbild findet sich hier.

Feedback und Unterstützung

Wir freuen uns über Rückmeldungen zu unserem Projekt und den neuen Routen. Ideal wären auch aktuelle Infos, überarbeitete Topos usw. zu den alten Routen an den Pflunspitzen.

Kontakt: arnold.kaltwasser@dav-reutlingen.de

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